Ortsgeschichte

Am westlichen Rand der heutigen Wrister Gemeindegrenze wurde 1201 an der Stellau (bei der stillen Au) zwischen der heute „Bramau“ genannten Au und der Stör bei Feldhusen eine Schlacht ausgetragen, deren siegreicher Ausgang für den dänischen Herzog Waldemar ganz Holstein unter dänische Oberhoheit brachte.

Die alte Feldsteinkirche aus dem 12. Jahrhundert weist mit ihrem Standort, der beträchtlich westlich vom jetzigen Ortskern entfernt ist, darauf hin, dass der Mittelpunkt der Gemeinde ursprünglich einmal im tidebeeinflussten Einzugsgebiet der im Mittelalter schiffbaren Bramau gelegen hat. Dieses gilt auch für einen adligen Herrenhof, der schräg gegenüber der Kirche auf dem heute noch so benannten „Schlossplatz“ gestanden hat. Dieses adlige Gut hat in vielen Generationen entweder den Geschlechtern der Krummendieks oder den Ahlefeldts und zuletzt den Rantzaus gehört. Bauernwirtschaft hat jahrhundertlang das Leben in der Gemeinde geprägt.

Der Bau einer Eisenbahn von Altona nach Kiel 1844, die man in Kellinghusen nicht haben wollte, war mit dem Bau eines Bahnhofs in Wrist verbunden und zog den chausseeähnlichen Ausbau der Straße von Wrist Richtung Bad Bramstedt und Kellinghusen, der heutigen B 206 nach sich. Die Eröffnung einer Zweigbahn von Wrist nach Itzehoe 1889 ließ Wrist vollends zu einem Verkehrsknotenpunkt in Mittelholstein werden.

Die durch die Eisenbahn gewachsene Bedeutung von Wrist führte 1938 dazu, dass die bis dahin geschichtlich viel ältere und größere Nachbargemeinde Stellau mit Wrist zu einer Großgemeinde zusammengeführt wurde. Der Wirtschaftsfaktor „Eisenbahn“ verlagerte den Schwerpunkt der unternehmerischen Aktivitäten der Einwohner von Wrist von der Landwirtschaft hin zu Handwerk, Handel und Dienstleistungen.

Die geographische Mitte der zusammengewachsenen Dörfer Stellau und Wrist wurde zum wirtschaftlichen Zentrum, welches durch die Bahn in Nord-Süd-Richtung und in West-Ost-Richtung durch die Bundesstraße 206 bestimmt wird.

Das Ende des 2. Weltkrieges führte in Wrist wie überall in Schleswig-Holstein zu einer großen Flüchtlingswelle aus dem Osten des deutschen Reiches. Die Bevölkerungszahl in Wrist verdoppelte sich nach Kriegsende auf fast 2.000 Einwohner.

Mit zunehmendem Wohlstand seiner Einwohner wuchsen nach der Währungsreform viele neue Eigenheime und Wohnblöcke vornehmlich östlich des alten Sportplatzes aus dem Boden. Mit dem Mehrheitswillen der Gemeindevertretung und dem tatkräftigen Einsatz seiner Bürgermeister, des 1989 verstorbenen Hans Runge, der von 1966 bis 1986 die Gemeinde führte, und seinem dann bis 2002 amtierenden Nachfolger Hans-Peter Tiedemann, wurden die Grundlagen einer modernen Infrastruktur für ein Dorf mit 2.438 Einwohner (Stand 2017) gefördert und geschaffen. Die Grundschule, zwei Turnhallen, zwei großzügige Sportplatzanlagen, Feuerwehrgerätehaus, Ortskanalisation mit Klärwerk, Tennis- und Schießsportanlage, Park + Ride-Plätze am Bahnhof, und nicht zuletzt 9 neue Bebauungsplangebiete sind so in den vergangenen 40 Jahren neu entstanden.

Die im Jahre 2006 fertiggestellte Restauration des „Alten Pastorats zu Stellau v. 1706“ zu einem Gemeinde- und Kulturzentrum und der Neubau der „Roten Brücke“ wurden aus Mitteln der ländlichen Regionalentwicklung der EU gefördert. Beide Bauten zeugen von der bewegten Geschichte des Ortsteiles Stellau.

Wenn auch vieles Alte den Zeitläufen zum Opfer gefallen ist, so steht immer noch im Westen die 800 Jahre alte Stellauer Kirche, die auch das Wappen der Gemeinde ziert. Wenn auch in der Mitte des Dorfes der alte Bahnhof mit seinem Wasserturm nicht mehr vorhanden ist, die ehemals eigenständige Meierei von Wrist ihre Funktion, die Mühle ihre Flügel verloren hat, so sind diese Veränderungen im Dorfbild Stationen einer an die Erfordernisse der Gegenwart angepassten, wirtschaftlichen Um- und Neuorientierung.

Für Gewerbeansiedlungen und Wohnsiedlungen wurden im Norden, im Osten und in den letzten Jahren auch im Süden der Gemeinde Flächen großzügig erschlossen, verkauft und bebaut.

Der überwiegende Teil der Arbeitnehmer fährt mit der Bahn als Pendler nach Hamburg zur Arbeit, jedoch finden immer wieder Unternehmer (es gibt weit über 100 angemeldete Gewerbebetriebe) Gefallen daran, ihre Geschäfte von Wrist aus zu betreiben.